SCHWANGERSCHAFT
Sie sind schwanger? Herzlichen Glückwunsch! Wir freuen uns sehr, Sie in den nächsten Monaten begleiten zu dürfen.
Eine Zeit der Veränderung erwartet Sie, mit vielen neuen Erfahrungen, denn ein kleiner Mensch wächst in Ihrem Körper heran. Gerne möchten wir Ihnen in persönlichen Gesprächen während der Mutterschaftsvorsorgeuntersuchungen alle Fragen rund um die Schwangerschaft beantworten – von der Entwicklung des Kindes bis hin zu Themen wie Sport, Ernährung und Sexualität. Wir beraten Sie dabei, wie Sie den Verlauf Ihrer Schwangerschaft positiv beeinflussen können.
Welche Daten gibt es zu einer möglichen COVID-19-Erkrankung während der Schwangerschaft oder Stillzeit
Schwangere Frauen weisen im Falle einer SARS-CoV-2-Infektion ein erhöhtes Risiko auf, schwere Verläufe einer COVID-19-Erkrankung zu entwickeln. Es besteht somit eine erhöhte Wahrscheinlichkeit einer intensivmedizinischen Therapie und Beatmungsnotwendigkeit sowie eine erhöhte Sterblichkeit. Vorbestehende Risikofaktoren (mütterliches Alter > 35 Jahre, hoher BMI, chronischer Hypertonus, vorbestehender Diabetes) begünstigen zudem schwere Erkrankungsverläufe in der Schwangerschaft.
Mögliche, aber seltene Komplikationen einer Covid-19 Infektion in der Schwangerschaft sind z. B. eine Frühgeburt, „Schwangerschaftsvergiftung“ (Präeklampsie) und Probleme mit der Blutgerinnung (thromboembolische Ereignisse - bis zur Negativität tägliche Tromboseprophylaxe empfohlen), Durchblutungsstörungen der Plazenta (Dopplerkontrollen empfohlen).
Eine mögliche Übertragung von SARS-CoV-2 in der Schwangerschaft über die Plazenta wird in einigen Fallberichten beschrieben. Wobei eine SARS-CoV-2-Infektionen beim Neugeborenen selten symptomatisch ist.
Wird eine COVID-19-Impfung generell für Schwangere, Stillende und Frauen mit Kinderwunsch empfohlen?
Die Impfung von Frauen mit Kinderwunsch und Stillenden wird empfohlen. Ergänzend und in Einklang mit den gültigen STIKO-Empfehlungen empfehlen die medizinischen Fachgesellschaften, schwangere Frauen zu impfen. Zuvor soll eine offene und ausführliche Beratung zu persönlichen Expositions-, Infektions- und Erkrankungsrisiken, sowie zu möglichen persönlichen SARS-CoV-2/COVID-19-assoziierten Schwangerschaftsrisiken und der verfügbaren aber begrenzten Datenlage erfolgen.
Worauf stützt sich die Empfehlung der Fachgesellschaften?
Die Impfung bietet eine sehr wirksame Möglichkeit zur Vermeidung einer Infektion mit SARS-CoV-2 und einer COVID-19 Erkrankung in der Schwangerschaft und damit von schweren Erkrankungsverläufen mit Komplikationen für Mutter und Kind. Das Risiko, im Falle einer Infektion in der Schwangerschaft schwer zu erkranken, ist deutlich erhöht. Bisherige Nachbeobachtungsdaten zeigen keine speziellen oder vermehrten impfungs- oder schwangerschaftsassoziierten Risiken einer Impfung gegen COVID-19. Die Immunreaktion nach Impfung in der Schwangerschaft und Stillzeit, sowie der Nachweis von Antikörpern im Nabelschnurblut von Kindern geimpfter Mütter sowie in der Muttermilch wurden in ersten Arbeiten gezeigt. Eine Leihimmunität, auch Nestschutz genannt, kann hierdurch ermöglicht werden.
Wie können sich Schwangere derzeit in Deutschland impfen lassen?
Es bestehen derzeit keine klar vordefinierten Strukturen. Eine Beratung durch uns, bzw. den behandelnden Frauenarzt oder die behandelnde Frauenärztin wird ihnen weiterhelfen. Eine Priorisierung von Schwangeren für die Impfung wie in unseren Nachbarländern besteht in Deutschland bisher nicht.
Ab welcher Schwangerschaftswoche sollte die Impfung während der Schwangerschaft durchgeführt werden?
Die Datenlage erlaubt derzeit keine Aussage zu einem optimalen Impfzeitpunkt, also weder für noch gegen einen bestimmten Zeitraum. Die verfügbaren Untersuchungen beziehen sich zumeist auf Impfungen im (zweiten und) dritten Schwangerschaftsdrittel und die ausgetragenen Schwangerschaften. In der Routine erscheint es sinnvoll, ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel (> 12. Woche) zu impfen, da die fetale Organbildung dann weitestgehend abgeschlossen ist. So lautet auch die aktuelle STIKO-Empfehlung. Die SIKO empfiehlt eine Impfung "optimal innerhalb der 15.-24. SSW".
Gibt es einen empfohlenen Abstand zwischen der Geburt des Kindes und der Impfung der Mutter?
Es gibt hierzu keine bekannten Daten. Wir empfehlen in der Beratung entbundener Frauen eine Impfung sobald als möglich und gewünscht. Dies ergibt sich vielfach durch das Wochenbett selbst sowie die Impfstoffverfügbarkeit.
Kann die Impfung mit einem mRNA-basierten Impfstoff den Schutz auf das Kind übertragen?
Die Leihimmunität, der sog. "Nestschutz" über einen sogenannten transplazentaren Übertritt mütterlicher Antikörper kann einen Schutz des Kindes ermöglichen. SARS-CoV-2-Antikörper im Nabelschnurblut von Kindern geimpfter Mütter sind mehrfach nachgewiesen worden. Dies ist ein passiver Schutz, der das Kind nicht befähigt, eigene Antikörper zu bilden, sondern nur solange anhält, wie die Antikörper vorhanden sind. Auch in der Muttermilch sind Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachgewiesen worden. Die passive Schutzwirkung des Stillens wirkt über den lokalen Schutz in den Schleimhäuten des Mund-Rachen-Magen-Darm-Traktes sowie der Atemwege.
Quelle: DGGG
Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG e.V.)
Die DGGG e. V. ist eine der großen wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie hat sich der Stärkung der Fachgebiete der Frauenheilkunde und Geburtshilfe verschrieben und fördert das gesamte Fach und seine Subdisziplinen, um die Einheit des Faches Frauenheilkunde und Geburtshilfe weiter zu entwickeln. Als medizinische Fachgesellschaft engagiert sich die DGGG fortwährend für die Gesundheit von Frauen und vertritt die gesundheitlichen Bedürfnisse der Frau auch in diversen politischen Gremien. Mehr unter: www.dggg.de